Dysphagie – nur eine Schluckbeschwerde?
Das Wichtigste in Kürze
- Dysphagie bezeichnet Schwierigkeiten beim Schlucken, die durch verschiedene Ursachen hervorgerufen werden können
- Typische Symptome sind Husten beim Essen, ein Gefühl der Nahrung im Hals und wiederholtes häufiges Verschlucken
- Dysphagie kann die Lebensqualität beeinträchtigen und zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen, wie Aspirationspneumonie
- Diagnostik umfasst ärztliche Untersuchungen, Schlucktests und manchmal bildgebende Verfahren
- Behandlungsoptionen variieren je nach Ursache und können Logopädie, Ernährungsanpassungen und medizinische Eingriffe beinhalten
- Eine angepasste Ernährung und spezielle Hilfsmittel können den Alltag von Betroffenen erleichtern
- Frühzeitige Erkennung und Behandlung sind entscheidend, um Komplikationen zu vermeiden
Was ist Dysphagie?
Dysphagie, auch als Schluckstörung bekannt, bezeichnet medizinisch bedingte Schluckbeschwerden. Bei Menschen mit Dysphagie treten Schwierigkeiten auf, Nahrung, Flüssigkeiten oder sogar Speichel zu schlucken. Diese Herausforderungen können sowohl beim Verzehr fester als auch flüssiger Substanzen auftreten. Es ist wichtig anzumerken, dass Dysphagie auch psychische Auswirkungen haben kann, da Betroffene aufgrund der Schwierigkeiten beim Essen und Trinken Frustration oder Angst empfinden können.
Etwa 20% der Senioren haben Kaustörungen und 16 - 22% der Menschen über 55 Jahren leiden an Schluckstörungen. Hierbei handelt es sich um zwei unterschiedliche Beeinträchtigungen. Es ist wichtig, genau zu unterscheiden, um welche Ursachen es sich bei diesen Erkrankungsformen handelt und welche Konsequenzen daraus entstehen. - Gesundheitsamt Bremen1
Dysphagie Symptome
Die Symptome von Dysphagie können von Fall zu Fall variieren, abhängig von der Ursache und dem Schweregrad der Erkrankung. Hier sind einige häufige Symptome im Zusammenhang mit Dysphagie:
- Essen rutscht nicht richtig runter: Menschen mit Dysphagie haben Schwierigkeiten, Nahrung oder Flüssigkeiten richtig zu schlucken. Es entsteht oft das Gefühl, dass das Essen im Hals stecken bleibt.
- Schmerzen beim Schlucken: Einige Personen mit Dysphagie empfinden Schmerzen oder Unbehagen beim Schluckvorgang.
- Gewichtsverlust: Schluckbeschwerden beim Essen können dazu führen, dass Betroffene weniger essen und trinken, was wiederum zu Gewichtsverlust führen kann.
- Regurgitation: Bei einigen Menschen mit Dysphagie tritt ein Rückfluss von unverdautem Essen oder Flüssigkeit auf.
Dysphagie Ursachen
Es gibt verschiedene Faktoren, die Dysphagie verursachen können, und sie reichen von neurologischen Erkrankungen über Muskel- und Nervenschäden bis hin zu strukturellen Problemen und Krebs.
Neurologische Erkrankungen als Ursache für häufiges Verschlucken
Einige Krankheiten des Nervensystems wie Schlaganfall, Parkinson, Multiple Sklerose und Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) können die normale Funktion der Muskeln und Nerven beeinflussen, die am Schluckvorgang beteiligt sind. Diese Erkrankungen können die Muskelkraft oder die Koordination der beteiligten Muskeln schwächen, was zu Problemen beim Schlucken führen kann. Zum Beispiel kann ein Schlaganfall die Muskeln schwächen, die den Mund und die Speiseröhre kontrollieren, was das Schlucken erschwert.3
Muskel- und Nervenverletzungen und ihre Auswirkungen auf Schluckbeschwerden
Verletzungen oder Schäden an den Muskeln und Nerven im Mund, Rachen oder in der Speiseröhre können ebenfalls zu Schluckstörungen führen. Solche Verletzungen können durch traumatische Ereignisse wie Unfälle oder Operationen verursacht werden. Wenn die Muskeln oder Nerven, die für den Schluckvorgang verantwortlich sind, geschädigt sind, kann dies zu einer beeinträchtigten Funktion führen und das Schlucken erschweren.
Schluckbeschwerden beim Essen: Kloß im Hals und strukturelle Probleme
Manchmal können strukturelle Probleme im Verdauungstrakt zu Dysphagie führen. Diese Probleme können Verengungen der Speiseröhre, Entzündungen oder das Vorhandensein von Tumoren sein. Eine Verengung der Speiseröhre kann beispielsweise durch Narbengewebe oder das Vorhandensein von Fremdkörpern verursacht werden. Entzündungen in der Speiseröhre können aufgrund von Säurereflux oder anderen entzündlichen Erkrankungen auftreten. Tumore können den normalen Nahrungsdurchgang blockieren oder behindern.
Schluckstörungen bei Krebs
Krebs in der Mundhöhle, im Rachen oder in der Speiseröhre kann ebenfalls Dysphagie verursachen. Tumore können den normalen Durchgang von Nahrungsmitteln blockieren oder verengen und somit das Schlucken erschweren. Krebsbehandlungen wie Strahlentherapie oder Operationen können ebenfalls zu Muskel- und Nervenschäden führen, die zu Schluckbeschwerden führen können.
Dysphagie: Diagnostik
Die Diagnose von Dysphagie beinhaltet verschiedene Untersuchungen, um die Ursache und Schwere der Schluckstörung festzustellen. Ein Arzt wird zunächst eine gründliche körperliche Untersuchung durchführen und eine detaillierte Anamnese des Patienten aufnehmen. Dabei werden Fragen zu den Symptomen, der Dauer der Beschwerden und möglichen Auslösern gestellt.
Um den Schluckvorgang genauer zu beurteilen, können spezielle Schlucktests durchgeführt werden. Ein gängiges Verfahren ist die Videofluoroskopie, bei der der Patient eine kontrastreiche Substanz schluckt und dabei mithilfe von Röntgenstrahlen beobachtet wird. Dadurch können mögliche Abnormalitäten in der Bewegung der Schluckmuskulatur oder der Speiseröhre identifiziert werden.
Eine weitere Untersuchungsmethode ist die flexible Endoskopie, bei der ein dünner Schlauch mit einer Kamera und Lichtquelle durch die Nase eingeführt wird. Dies ermöglicht eine genaue Betrachtung der Speiseröhre, des Rachens und des Kehlkopfes, um mögliche Entzündungen, Engstellen oder andere Anomalien zu erkennen.
Zusätzlich können Blutuntersuchungen durchgeführt werden, um mögliche Infektionen oder Entzündungen zu identifizieren, die zu Dysphagie führen können. Eine Manometrie, bei der der Druck in der Speiseröhre gemessen wird, kann Aufschluss über die Muskelaktivität geben und weitere Informationen über die Schluckfunktion liefern.
Behandlung von Schluckstörung
Die Behandlung von Dysphagie zielt darauf ab, die Schluckbeschwerden zu lindern und die Schluckfunktion zu verbessern. Es gibt verschiedene Maßnahmen und Therapien, die je nach Ursache und Schwere der Schluckstörung eingesetzt werden können. Hier sind einige wichtige Aspekte der Behandlung von Dysphagie.
Lebensstiländerungen und pflegerische Maßnahmen
- Langsameres Essen und gründliches Kauen der Nahrung.
- Aufrechte Sitzposition während der Mahlzeiten einnehmen.
- Kleine Bissen nehmen und ausreichend Zeit zum Schlucken lassen.
- Vermeidung von Ablenkungen während des Essens.
- Unterstützung durch Angehörige oder Pflegepersonal beim Essen und Trinken.
- Korrekte Auswahl geeigneter Ess- und Trinkhilfen
Ernährungsumstellungen
Bei Dysphagie können Ernährungsumstellungen helfen, den Schluckvorgang zu erleichtern und das Risiko von Verschlucken oder Aspiration zu verringern. Hier sind einige wichtige Aspekte der Ernährungsumstellungen bei Dysphagie4:
- Konsistenzanpassung: Je nach Schwere der Schluckstörung kann es erforderlich sein, die Konsistenz der Nahrung anzupassen. Dies kann bedeuten, dass feste Nahrungsmittel püriert oder in kleinere Stücke geschnitten werden, um das Schlucken zu erleichtern.
- Spezielle Astronautennahrung: Für Menschen mit Dysphagie stehen spezielle Trinknahrungen zur Verfügung, die eine angepasste Konsistenz aufweisen. Diese Trinknahrungen sind so formuliert, dass sie leicht geschluckt werden können und gleichzeitig die erforderliche Nährstoffversorgung gewährleisten. Es gibt verschiedene Konsistenzen wie Puddings oder Drinks zur Auswahl.
- Flüssigkeitsmanagement: Bei Schluckstörungen ist es wichtig, Flüssigkeiten in einer sicheren Weise zu trinken. Manche Menschen mit Dysphagie haben Schwierigkeiten, Flüssigkeiten zu schlucken, da diese schnell in die Atemwege gelangen können. Das Trinken aus einem speziellen Dysphagie Becher, sogenannten “Schnabelbecher” mit kontrolliertem Fluss oder das Anpassen der Konsistenz von Flüssigkeiten kann helfen, das Risiko von Verschlucken zu reduzieren.
Speisen sollten an die Bedürfnisse von Menschen mit Schluckbeschwerden angepasst werden. Nahrung und Flüssigkeit sollte eine bestimmte Konsistenz und Bolusmenge aufweisen. Als Richtwert könnte man sagen, dass eine geeignete Bolusmenge für Patienten mit Kau- & Schluckbeschwerden in etwa 5ml beträgt, dies entspricht = 0,5 – 1Teelöffel. Eine Anpassung der Kost ist grundsätzlich notwendig, wenn das Kauen schwer fällt, wenn die Zungenkraft oder -beweglichkeit reduziert ist, nach dem Schlucken Reste im Mund oder Rachen bleiben oder bei bestimmten Konsistenzen eine Gefahr des Verschluckens besteht.
Astrid Wessels, Fachterapeutin für Dysphagie
Sprech- und Schlucktherapie
Sprechtherapie, auch als Logopädie bekannt, spielt eine wichtige Rolle bei der Behandlung von Dysphagie. Dabei werden Übungen zur Stärkung der Schluckmuskulatur und Verbesserung der Koordination durchgeführt. Der Therapeut kann auch Techniken zur Anpassung der Schluckbewegungen und zur Reduzierung des Verschluckens vermitteln. Bei Bedarf können auch Methoden wie die orale Stimulation oder die Verwendung von Hilfsmitteln zur Unterstützung des Schluckreflexes eingesetzt werden.
Medikamentöse Therapie und chirurgische Intervention bei Dysphagie
Bei der medikamentösen Therapie werden in einigen Fällen Medikamente verschrieben, um Entzündungen zu reduzieren, den Muskeltonus zu verbessern oder den Schluckreflex zu unterstützen, abhängig von den individuellen Ursachen und Bedürfnissen der Dysphagie-Patienten. In bestimmten Situationen, insbesondere bei anatomischen Anomalien oder Hindernissen, kann eine chirurgische Intervention erforderlich sein, um Engstellen in der Speiseröhre zu beseitigen oder strukturelle Probleme zu korrigieren und somit den Schluckvorgang zu verbessern. Schreibe diesen Text in einer einfachen Sprache um.
Essen rutscht nicht richtig runter: Tipps für Betroffene von Dysphagie
- Unterstützen Sie bei der aufrechten Sitz- und Kopfhaltung: Stellen Sie sicher, dass Ihr Angehöriger während des Essens eine aufrechte Position einnimmt.
- Achten Sie darauf, dass Essen und Trinken nicht gleichzeitig stattfinden: Es ist wichtig, dass Ihr Angehöriger nicht gleichzeitig isst und trinkt.
- Die Größe der Mahlzeiten anpassen: Wenn das Essen langwierig und mühsam ist, sollten die Portionen verkleinert werden. Es ist besser, mehrere kleinere Mahlzeiten einzunehmen anstatt weniger großer Mahlzeiten.
- Schaffen Sie eine ruhige und entspannte Umgebung: Eine ruhige Umgebung ohne Ablenkungen kann Ihrem Angehörigen helfen, sich auf das Essen zu konzentrieren und den Schluckvorgang besser zu bewältigen. Reduzieren Sie laute Geräusche und sorgen Sie für eine angenehme Atmosphäre beim Essen.
- Bieten Sie emotionalen und praktischen Beistand: Zeigen Sie Verständnis und Geduld gegenüber Ihrem Angehörigen. Unterstützen Sie ihn/sie bei Bedarf beim Essen, beispielsweise durch das Schneiden von Speisen in kleinere Stücke oder das Anreichen von Getränken
Häufig gestellte Fragen zum Thema Dysphagie
Eine neurologische Dysphagie ist eine Schluckstörung, die aufgrund einer Erkrankung oder Schädigung des Nervensystems entsteht. Dies kann durch Schlaganfall, Parkinson-Krankheit, multiple Sklerose oder andere neurologische Erkrankungen verursacht sein. Hierbei ist die Steuerung der Muskeln, die für den Schluckvorgang notwendig sind, beeinträchtigt.
Zur Vorbeugung von Dysphagie ist es wichtig, die zugrunde liegende Ursache zu behandeln. Generell sollten Risikofaktoren wie schlechte Mundhygiene oder das Vermeiden von schwierig zu schluckenden Lebensmitteln minimiert werden. Regelmäßige Schluckübungen und eine angepasste Ernährung können ebenfalls helfen, das Risiko zu verringern.
Ob Dysphagie heilbar ist, hängt von der zugrunde liegenden Ursache ab. In einigen Fällen, wie bei Schluckstörungen nach einem Schlaganfall, kann sich die Funktion wieder verbessern. Andere Ursachen, wie fortschreitende neurologische Erkrankungen, können eine anhaltende Behandlung erfordern. Eine individuelle Einschätzung durch medizinisches Fachpersonal ist entscheidend.
Bei Dysphagie können gezielte Schluckübungen helfen, die Muskeln zu stärken und die Koordination zu verbessern. Logopäden können spezifische Übungen vermitteln, die auf die individuelle Situation des Betroffenen abgestimmt sind. Diese Übungen können das bewusste Schlucken, Zungenbewegungen oder das Stärken der Kehlkopfmuskulatur umfassen.
Dysphagie kann zu einer Reihe von Komplikationen führen, darunter Gewichtsverlust, Mangelernährung und Austrocknung. Es besteht auch ein erhöhtes Risiko für Aspirationspneumonie, da Nahrung oder Flüssigkeit in die Luftröhre gelangen und eine Lungenentzündung verursachen kann. Die soziale und emotionale Belastung, sowie eine verminderte Lebensqualität, sind ebenfalls bedeutende Folgen.