Ernährung bei Inkontinenz
Das Wichtigste in Kürze
- Die Auswahl an Lebensmitteln und Getränken kann die Symptome von Inkontinenz beeinflussen. Testen Sie, was Ihnen guttut.
- Bestimmte Lebensmittel und Getränke, wie Alkohol, Kaffee und einige Fruchtsäfte, können harntreibend wirken. Vermeiden Sie diese, um häufigen Toilettengängen vorzubeugen.
- Trinken Sie ausreichend, idealerweise 1,5 bis 2 Liter pro Tag, aber vermeiden Sie harntreibende Getränke wie Alkohol und Kaffee.
- Wählen Sie eine ausgewogene und ballaststoffreiche Ernährung. Vermeiden Sie blähende oder stark gewürzte Speisen, die den Beckenboden belasten können.
- Bei Übergewicht ist eine Gewichtsreduktion ratsam, um den Druck auf die Beckenbodenmuskulatur zu verringern.
- Cranberries und Kürbisprodukte können bei Harninkontinenz hilfreich sein. Vermeiden Sie künstlich gesüßte Lebensmittel und Getränke.
- Eine ballaststoffreiche Ernährung, die Vorliebe für Vollkornprodukte und leicht verdauliche Kost, wie Weißmehlprodukte und bestimmte Obstsorten, können helfen. Verzichten Sie möglichst auf Alkohol.
Ernährung und Inkontinenz
Essen und Trinken zählen zu den menschlichen Grundbedürfnissen. Mit den Ernährungs- und Trinkgewohnheiten kann man die eigene Gesundheit entscheidend selbst beeinflussen. Liegt eine Inkontinenz (Blasenschwäche und/oder Stuhlinkontinenz) vor, können Sie mit der Wahl der Lebensmittel und Getränke Symptome abmildern oder verstärken. Jeder Mensch reagiert anders, daher ist unsere Empfehlung: Testen Sie selbst, was Ihnen guttut und was nicht, dann können Sie Ihre Ernährung entsprechend anpassen.
Welche harntreibenden Lebensmittel gibt es?
Harntreibende Lebensmittel können das Hormon ADH (Adiuretin bzw. Antidiuretisches Hormon) im Gehirn unterdrücken. Es regelt in den Nieren die Urinproduktion und ist dafür verantwortlich, dass Wasser wieder in den menschlichen Organismus aufgenommen wird, aus dem noch nicht ausgeschiedenen Harn. Daher sammelt sich mehr Flüssigkeit in der Blase an, wenn Diuretika zu sich genommen werden. Mit mehr Flüssigkeit in der Blase wird der Gang zur Toilette häufiger und dringender. Folgende Lebensmittel und Getränke sind unter Umständen harntreibend und können dafür sorgen, dass Sie öfter auf Toilette müssen:
Harntreibende Lebensmittel
Getränke | Alkohol, Grüner Tee, Kaffee, Kräutertee mit Mate, Birke oder Brennnessel, schwarzer Tee, Zucker-, Süßstoff- und kohlensäurehaltige Getränke |
Lebensmittel | Bei Lebensmitteln, die als harntreibend bekannt sind, empfehlen wir, dass Sie deren Wirkung austesten, da jeder Mensch individuell ist. Ein generelles Weglassen von Lebensmitteln kann wiederum eine Mangelernährung als Folge haben. Auch harntreibende Lebensmittel haben wichtige Ballststoffe. |
Obst | Ananas, Banane, (Grapefruit (hier ist generell bei der Einnahme von Medikamenten abzuraten), Limette, Orange, Süßkirschen, Wassermelone |
Gemüse | Fenchel, Kartoffeln, Kürbis, Rettich, Rotkohl, Salatgurke, Sellerie, Spargel, Tomate, Wirsing, Zwiebel |
Getreide | Reis, Weizenkleie (wobei man dafür sehr hohe Mengen essen müsste) |
Gewürze/Kräuter | Chili, Essig, Ingwer, manche Currys, Petersilie, Pfeffer, Wasabi |
Trinkverhalten bei Inkontinenz
Vor allem das richtige Trinkverhalten ist für eine ausgewogene Ernährung bei einer Harninkontinenz ausschlaggebend. Wichtig ist dabei, dass der Patient trotz der Harninkontinenz ausreichend trinkt. Je nach Körpergewicht und Größe sollten mindestens 1,5 bis 2 Liter Flüssigkeit am Tag zu sich genommen werden. Empfohlen sind 30 ml pro Kilogramm. (Bei Fieber erhöht sich die Menge, bei Nierenerkrankungen und Dialyse gibt es weitere Empfehlungen, die Sie bitte mit dem behandelnden Arzt besprechen).
Es gibt Getränke, die die Symptome der Inkontinenz fördern und daher nicht zu empfehlen sind. So wirken zum Beispiel Alkohol, Kaffee, manche Tees und einige Säfte harntreibend. Größtenteils sind es Fruchtsäfte, beispielsweise Grapefruitsaft, welche übermäßig harntreibend wirken, was allerdings nicht auf jeden Saft zutrifft. Preiselbeersaft nehmen viele Betroffene als angenehm und blasenschonend wahr.
Künstliche Süßstoffe können die Blasen- und Stuhlkontrolle potenziell beeinträchtigen. Sie stehen unter dem Verdacht, Entzündungen an der Blase zu fördern (dies ist (noch) nicht wissenschaftlich erwiesen). Bei sehr hohen Mengen begünstigen sie dünnen Stuhlgang. Da künstliche Süßstoffe in vielen kalorienarmen bzw. kalorienreduzieren Nahrungsmitteln und Getränken enthalten sind, empfehlen wir bei einer Inkontinenz darauf zu verzichten und auf Wasser umzusteigen.
Nahrungsmittel bei Inkontinenz
Zu einer angepassten Ernährung für Personen, die unter Harninkontinenz leiden, gehört auch, dass Speisen vermieden werden, die eine blähende oder stopfende Wirkung haben. Durch diese wird der Toilettengang aufgrund von stärkeren Blähungen erschwert. Dies belastet den oft geschwächten Beckenboden zusätzlich, was sich wiederum auf den Blasenschließmuskel und dessen Funktion auswirken kann.
Die richtige Ernährung bei Harninkontinenz sollte dementsprechend ausgewogen und ballaststoffreich, insbesondere reich an löslichen Ballaststoffen sein: Diese sind in Karotten, Broccoli, Blumenkohlröschen, Kohlrabi, Erbsen, Pastinake, Chicorée, Topinambur, Apfel und z.B. Beerenfrüchten enthalten. Manche Speisen können die Blase reizen und begünstigen auf diesem Wege zusätzlich Infektionen – auf zu stark gewürzte und scharfe Nahrungsmittel sollte daher nach Möglichkeit verzichtet werden.
Patienten, die neben einer (Belastungs-) Inkontinenz an Übergewicht leiden, sollten außerdem versuchen, ihr Gewicht zu reduzieren, um den Druck auf die Beckenbodenmuskulatur zu senken. Dabei sollte jedoch auf künstlich gesüßte Speisen und Getränke verzichtet werden, da enthaltenen Ersatzstoffe oftmals harntreibend wirken und vom Körper schwerer verarbeitet werden.
Es kann in diesem Fall hilfreich sein, eine zertifizierte Ernährungsfachkraft, Diätassistenten/Ökotrophologen um Rat und Hilfe zu bitten.
Auf folgende Nahrungsmittel sollte bei einer Inkontinenz verzichtet werden:
- Alkohol wirkt wie ein harntreibendes Mittel, durch Alkohol scheidet der Körper vermehrt Wasser und Mineralstoffe als Urin aus. Das liegt daran, dass Alkohol ein Hormon der Hirnanhangdrüse hemmt. Dieses schüttet der Körper vor allem in der Nacht aus, durch diese Hemmung reagiert der Körper mit einem starken Durstgefühl. In der Folge wird vermehrt Wasser gelassen. Daher wirkt beispielsweise Bier nicht nur harntreibend, sondern auch entwässernd.
- Aufgüsse aus Mate und Brennnessel sind in der Regel ebenfalls harntreibend und können bei einem Überkonsum die Blase reizen.
- Bohnen und Kohl haben nach dem Verzehr oft Blähung zur Folge, Flatulenzen und Gase belasten Darm und Blase.
- Wassermelone, Zitrusfrüchte und andere Lebensmittel, die viel Säure, Zucker oder Gewürze beinhalten wirken sich negativ auf die Blase aus da sie reizend und harntreibend sind.
- Frittierte Speisen fördern Übergewicht, welches eine Inkontinenz verstärken kann. Außerdem können sich krebsauslösende Substanzen bilden, wenn Lebensmittel bei sehr hohen Temperaturen gegart werden.
Lebensmittel-Tipps für Harninkontinenz
Empfehlenswert sind beispielsweise Cranberries, diese können entweder getrocknet oder als Saft konsumiert werden. Die Cranberry wirkt antibakteriell und umhüllt Bakterien wie eine Art Mantel. Dadurch können sich diese Bakterien nicht in der Blasenschleimhaut festsetzen und diese reizen.
Ebenso empfinden viele Betroffene den Konsum von Kürbisprodukten als lindernd. Die positiven Eigenschaften werden vor allem dem enthaltenen antioxidativem Beta-Carotin, Vitamin E und Spurenelementen zugeschrieben. Gerade bei Prostataerkrankungen gilt Kürbis als natürlicher Helfer.
Stuhlinkontinenz Ernährungstipps
Ernährungstipps sind in diesem Fall der Inkontinenz nicht zu verallgemeinern, es kann einige Zeit dauern bis man Betroffene sich wie vor einer Erkrankung ernähren können und unter Umständen bleibt die Inkontinenz dauerhaft. Oft muss lange Zeit ausprobiert werden, was Magen und Darm am besten vertragen. In jedem Fall empfiehlt es sich, mit einem Arzt oder Ernährungsexperten über einen persönlichen Ernährungsplan zu reden. Einige bewährte Tipps, die häufig dazu beitragen, den Alltag mit Stuhlinkontinenz zu erleichtern, haben wir nachfolgend zusammengestellt:
- Ballaststoffreiche Ernährung (lösliche Ballaststoffe, bevorzugen) ist grundsätzlich empfehlenswert um den Stuhl zu verdicken. Die Nahrungsmittel sollten für die beste Wirkung mit etwas Flüssigkeit eingenommen werden, da diese die Speisen zum Aufquellen bringt, wodurch das Volumen zunimmt. Ein angenehmer Nebeneffekt ist ein stärkerer Sättigungseffekt.
- Vollkornmehl sollte Weizenmehl vorgezogen werden, selbst gemachtes Müsli (ohne Zucker) ist ebenfalls vorteilhaft.
- Viele Kohlsorten (z.B. Rotkohl, Rosenkohl, Brokkoli oder Blumenkohl) sowie Möhren oder auch Fenchel tragen zu einem festeren Stuhl bei.
- Mais, Aubergine sowie Kartoffeln wirken ebenfalls eher stopfend, diese sind daher auch bei Betroffenen mit Stuhlinkontinenz besonders zu empfehlen.
- Durch eine leicht verdauliche Kost wie beispielsweise Weißmehlprodukte und bestimmtes Obst (Banane, Heidelbeeren oder geriebene Äpfel) kann Stuhl verfestigt werden.
- Als Snacks sind Nüsse und Samen empfehlenswert, so beispielsweise Mandeln, Macadamianüsse und Cashews oder auch Kokosraspel.
- Auf Alkohol sollte möglichst verzichtet werden, da er Magen und Darm belasten kann, wodurch die Verdauung anderer Speisen und Getränke beeinträchtigt wird.
- Ob Kaffee belastet, ist individuell und sollte ausprobiert werden.
Häufig gestellte Fragen zum Thema Ernährung bei Inkontinenz
Vermeiden Sie koffeinhaltige, scharfe und saure Lebensmittel, da sie die Blase reizen können
Ja, reduzieren Sie Alkohol, koffeinhaltige und kohlensäurehaltige Getränke, um Blasenreizungen zu minimieren.
Ballaststoffreiche Kost wie Vollkornprodukte und Gemüse unterstützen die Verdauung und können helfen..
Ausreichend Wasser trinken ist wichtig, aber verteilen Sie die Flüssigkeitsaufnahme gleichmäßig über den Tag.
Ja, Übergewicht kann Inkontinenz verstärken. Eine ausgewogene Ernährung ist daher empfehlenswert.